Maihinger Museum verlängert Ausstellung zu Bruno Fischer
Es war ein unauffälliger Versandkarton, der 2020 dem Museum KulturLand Ries übergeben wurde und über 200 sorgsam verwahrte Aquarelle, Bleistift- und Tuschezeichnungen sowie einige Ölgemälde Bruno Fischers enthielt. Die private Schenkung war ein einmaliger Glücksfall und Grund für das Maihinger Museum, dem Künstler und seinem Schaffen in diesem Jahr eine Ausstellung unter dem Titel „Gezeichnet B. Fischer. Ein Nachlass Rieser Bilder“ zu widmen.
Von Mähren ins Ries
Bruno Fischer wurde 1880 in Müglitz (Molhelnice) geboren. Der Vater war Goldschmied und die Familie lebte vermutlich in einfachen Verhältnissen. Seit 1922 hielt sich der zum akademischen Maler ausgebildete Fischer in Brünn (Brno) auf und arbeitete dort als Zeichenlehrer. 66-jährig musste er im August 1946 wie Millionen anderer Deutscher in Folge der Beneš-Dekrete das Land verlassen. Über das Grenzdurchgangslager Furth im Wald und das Lager in Augsburg kam er Anfang September mit dem Transport Nr. 150 ins Flüchtlings- und Durchgangslager nach Heuberg, um nach wenigen Tagen eine Unterkunft in Minderoffingen und Ende des Jahres in den Baracken des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers an der Augsburger Straße in Nördlingen zugewiesen zu bekommen. Bis 1955 lebte er dort, bevor er die letzte Station seines Lebens im Seniorenheim für Vertriebene im Kloster Maihingen verbrachte. Er blieb zeitlebens unverheiratet und starb 1968.
Das Ries aus Sicht des Künstlers
Seiner künstlerischen Profession entsprechend und um sein schmales Auskommen aufzubessern, unternahm Bruno Fischer neben seinen Rundgängen durch Nördlingen Ausflüge zu Fuß und mit der Bahn in viele Ortschaften des Rieses. Auf dem wenig verfügbaren Papier der Nachkriegszeit hielt er ihre Gebäude, Landschaften und Szenerien in zahlreichen Bleistiftskizzen fest, die er zu Hause in Tusche, Aquarell und Öl übertrug. Neben Alltagserlebnissen gehören auch besondere, mitunter heute vergessene Orte, gesellige Ereignisse sowie unterschiedlichste Studien zu den Bildmotiven. Das Museum KulturLand Ries zeigt den Nachlass dieses unbekannten Künstlers und dokumentiert damit ein eindrückliches Lebensbild aus schwierigen Zeiten. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, einzelne Motive in Postkartenform zu sammeln und lädt Klein und Groß ein selbst zeichnerisch kreativ zu werden.
Interessierte haben am Sonntag, 16. Oktober, von 14 bis 15 Uhr die Möglichkeit zu einem geführten Expertenrundgang durch die Sonderausstellung. Die Kuratoren geben Einblicke in das Leben und Werk Bruno Fischers und verraten Hintergründe zu dem Gezeigten. (ohne Voranmeldung, Kosten: Museumeintritt)
Expertenführungen zur Geschichte des Flugplatzes Heuberg
Sonntag, 9. Oktober, 14–16 Uhr, Geschichte des Flugplatzes Heuberg, Teil 1:
Geländeeinführung und Führung südliches Areal
Sonntag, 23. Oktober, 14–16 Uhr, Geschichte des Flugplatzes Heuberg, Teil 2:
Geländeeinführung und Führung nördliches Areal
Nur wenige sind mit der Geschichte des ehemaligen Flugplatzes bei Heuberg, der im Zweiten Weltkrieg militärischen Zwecken und danach bis 1962 als Flüchtlingslager diente, so vertraut wie der Oettinger Werner Paa. Das Museum KulturLand Ries lädt an zwei Terminen, die auch unabhängig voneinander gebucht werden können, auf das Gelände ein. Bei der Tour über das ausgedehnte Areal vorbei an Gebäuden, Baracken, Bunkern und einstigen Flugplatzeinrichtungen gibt Werner Paa sein umfangreiches Wissen weiter und vermittelt anschaulich Hintergründe dieses spannenden Teils der deutschen Geschichte.
Eine Anmeldung zur Führung ist unter (0 90 87) 92 07 17-0 erforderlich (max. 40 Personen). Die Kosten betragen 5,00 Euro. Treffpunkt ist die Gedenkstätte auf dem Flugplatz Heuberg. Da weite Teile gelaufen werden, ist die Führung eher für Menschen geeignet, die gut zu Fuß sind. Bei schlechtem Wetter ist entsprechende Kleidung erforderlich.
Informationen zur Ausstellung und zu den Führungen finden sich unter: www.mklr.bezirk-schwaben.de